Hans Herrmann – Ich habe überlebt
Hans Herrmann ist jedem, der den Motorsport der 1950er bis 1970er-Jahre mitverfolgt hat, unweigerlich ein Begriff. Er hat es geschafft, in jener für Rennfahrer so unglaublich gefährlichen Epoche nicht nur großartige Erfolge zu erzielen. Und vor allem: Er hat es auch geschafft, trotz einiger schwerer Unfälle zu überleben.
Dieses bereits 1971 erschienene Buch erzählt die Geschichten hinter dieser Karriere. Formuliert in der damaligen, zuweilen im Vergleich zu heute einfacheren aber auch direkteren Sprache der Motorsportberichterstattung nimmt uns Herrmann mit auf die Reise. Wir sind mit ihm in Italien bei der Mille Miglia, der Targa Florio oder in der Steilbahn von Monza. Wir begleiten den Schwaben aber auch auf den Nürburgring, die AVUS und natürlich zum krönenden Abschluß seiner Karriere: Nach Le Mans, wo Herrmann 1970 auf dem Ungetüm Porsche 917 den ersten Porsche-Gesamtsieg an der Sarthe erringen konnte und danach seine Karriere beendete.
Herrmann fuhr während seiner Karriere für die Marken Porsche, Mercedes-Benz, Maserati und Abarth. So ist es naheliegend, daß auch die diversen Entwicklungen und Eigenschaften der Rennwagen jener Jahre eingehend beschrieben werden. Dies geschieht fernab jeder High Tech-Abgehobenheit und Geheimniskrämerei der heutigen Zeit. Überhaupt vermittelt das Buch vor allem ein Gefühl: Daß Motorsport damals noch ein Sport unter Herrenfahrern und Enthusiasten war, denen die monetären Auswüchse späterer Jahre nicht nur noch völlig fremd waren, sondern wohl auch ziemlich egal gewesen wären.
Doch das Buch macht auch nicht halt vor den dunklen Kapiteln jener Zeit: Den vielen Feuertoden der Rennfahrerkollegen, wie beispielsweise Hans Laine oder Tommy Spychiger, und den sinnlosen und oftmals aus blindem Draufgängertum oder aufgrund tragischer Mißverständnisse erlittenen Verlusten von Fahrerfreunden wie Jean Behra oder Erwin Bauer. Auch die von Hans Herrmann selbst erlittenen oder miterlebten Unfälle und Grenzsituationen werden aus nächster Nähe miterlebt, seien es der AVUS-Unfall 1959, die legendäre (und gut ausgegangene) Unterquerung einer Eisenbahnschranke bei der Mille Miglia 1954 oder auch die Katastrophe von Le Mans 1955.
Ganz kurz wird abschließend auch noch auf Herrmanns geschäftliche Karriere eingegangen, deren Entwicklung damals (wohlgemerkt 1971, also erst ein Jahr nach Karrierenende) noch bei Weitem nicht absehbar war.
Helmut Sohre / Hans Herrmann: Ich habe überlebt, Motorbuch-Verlag, erhältlich antiquarisch oder unter http://www.rennfahrer-hans-herrmann.de/home.htm